Das Weltkulturerbe Gartenreich Dessau-Wörlitz

Von ihrer ersten Englandreise heimgekehrt, wählten der Fürst und sein Freund und Architekt Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff (1736–1800) Wörlitz zum Ausgangspunkt moderner Landschaftsgestaltungen, die später beinahe das gesamte Fürstentum umfassen sollten. Die natürliche Beschaffenheit der Flussauen von Elbe und Mulde boten ideale Voraussetzungen für ausgedehnte Landschaftsgärten, wobei auch ältere Anlagen wie das Ensemble in Oranienbaum, gefühlvoll einbezogen wurden.
In seiner 59-jährigen Regierungszeit ist es dem Fürsten mit toleranter Politik und aufgeklärten humanistischen Reformen gelungen, ein Landesverschönerungsprogramm durchzuführen, das seinesgleichen sucht. Im Jahr 2000 wurde das Gartenreich Dessau-Wörlitz mit dem Welterbestatus der UNESCO ausgezeichnet. Wen verwundert es also, wenn die Gäste immer wieder feststellen, dass es mehr als einen einzigen Tag erfordert, um das Gartenreich mit allen seinen Facetten zu entdecken und zu verstehen?
Auch heute noch ziehen insbesondere die Schlösser und Gärten in Wörlitz und Oranienbaum die Besucher in ihren Bann.

Die Wörlitzer Anlagen bilden den künstlerischen Höhepunkt des Gartenreiches und gehören zu den frühesten deutschen Landschaftsgärten im englischen Stil. Sie sind ein Gesamtkunstwerk von Gartengestaltung, Bauwerken, und bildender Kunst, die den Reformwillen seines Schöpfers zum Ausdruck brachten und das aufgeklärte Ziel verfolgten, den Besucher während eines Spazierganges zu belehren und zum Besseren zu erziehen. Diese pädagogische Zielsetzung wird beispielsweise in einem Brückenbauprogramm, das die Geschichte der Brückenbaukunst mit allen technischen Möglichkeiten widerspiegelt, sichtbar. Schon im 18. Jahrhundert wurden die Wörlitzer Anlagen in fünf Einzelgärten gegliedert, die durch ein wohldurchdachtes System von Sichtbeziehungen, Wegen, Kanälen und Fähren miteinander verbunden sind.

Mit der Entstehung der Wörlitzer Anlagen war auch die Errichtung eines neuen Hauses verbunden. Von 1769 bis 1773 wird das Schloss nach dem Vorbild englischer Landhäuser im Auftrag des Fürsten Franz durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800) errichtet. Es gilt als Gründungsbau des deutschen Klassizismus. Die reiche Innenausstattung, die fast vollständig erhalten ist, spiegelt in programmatischer Weise die Geisteshaltung, die Interessen und die Reisen des Fürsten wider. Hier finden sich antike Plastiken, italienische sowie niederländische Gemälde (u. a. Rubens) und englische Keramiken der berühmten Wedgwoodmanufaktur.
Ebenso sehenswert ist das Gotische Haus. Es wurde ab 1773 erbaut und über vier Jahrzehnte immer wieder erweitert. Im Refugium des Fürsten Franz entstand eine „Kunst- und Wunderkammer“, die eine enorme Anzahl altdeutscher und altniederländischer Meister, Schweizer Glasgemälde, kunsthandwerkliche Objekte und Naturalien umfasst.

Das bedeutende Stadt-, Schloss- und Parkensemble Oranienbaum ist ein in Deutschland seltenes Beispiel für regelmäßige Barockanlagen. Henriette Catharina (1637–1708), Gemahlin des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627–1693), ließ sich die großzügige Schlossanlage als Sommersitz errichten. Die aus dem Haus Oranien- Nassau stammende Prinzessin gab dem Ort nicht nur einen auf ihre Herkunft bezogenen Namen, sondern verlieh dem Schloss auch das holländische Gepräge. Eine reiche Innenausstattung mit kostbaren Ledertapeten, Fayencen und Gemälden gab dem Haus seinen Glanz, von dem heute noch der Sommerspeisesaal und der umfassend restaurierte Ledertapetensaal zeugen. Nach dem Tod der Fürstin 1708 wurde das Haus von ihrem Sohn Leopold I. nur noch für gelegentliche Jagdaufenthalte genutzt. Erst Fürst Franz gestaltete in den 80er Jahren des
18. Jahrhunderts zahlreiche Räume in chinesischem Stil um und bezog darüber hinaus auch die barocke Gartenanlage in die Landesverschönerung des Gartenreiches ein. Ab 1812 entstand eine der längsten Orangerien Europas, die seither zur Unterbringung eines reichen Bestandes an Zitruspflanzen genutzt wird. Der ehemalige barocke Inselgarten wurde zu dem einzigen, heute noch weitgehend erhaltenen Englisch-chinesischen Garten des 18. Jahrhunderts umgestaltet. Eine fünfgeschossige Pagode, die als Aussichtsturm dient, das Chinesische Haus und mehrere Bogenbrücken setzen die architektonischen Akzente in diesem Gartenteil.

 
Die Kulturstiftung DessauWörlitz betreut die Kernbereiche des Gartenreiches Dessau-Wörlitz.
"Zweck der Stiftung ist die Erhaltung und Entwicklung des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches als herausragendes Kulturdenkmal, insbesondere die Erhaltung von Museen und Sammlungen, des Wörlitzer Gartens und ihrer sonstigen Parkanlagen und Architekturen sowie die Erfüllung kultureller Aufgaben, die sonst der Verwaltung des Landes obliegen." (Aus der Satzung der Kulturstiftung DessauWörlitz)
 
Kulturstiftung DessauWörlitz

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Stand: 18.11.2013